Kürzlich stolperte ich genau über diese Frage. Mir kommt es schon lange so vor, als ob das Verständnis gegenüber Führung, in der heutigen Zeit eine große Grätsche macht.

Auf der einen Seite ist noch viel vorhanden von „der Chef sagt, der Mitarbeiter macht“ und auf der anderen Seite, wollen die Mitarbeiter nicht mehr nur umsetzen ohne zu denken. Wir hören und lesen viel darüber, dass Mitarbeiter selbstständig Entscheidungen treffen wollen und sollen. Nur in den wenigsten Firmen wird das umgesetzt. Hat das mit der Größe, der Struktur, den Führungskräften zu tun? Hat die Digitalisierung einen Einfluss darauf? Sicherlich spielen alle Punkte mit hinein.

Kann man nicht, nicht führen?

Führt Mann oder Frau erst dann, wenn eine Führungsposition besetzt wurde? Definitiv NEIN. Menschen in jeder Position führen, stark, weniger stark, bewusst, unbewusst, gar nicht. Wobei es gar nicht, nicht gibt. Nicht führen ist managen.

„Man kann nicht nicht kommunizieren.“
*Paul Wazlawik

Was ist führen und was ist es nicht?

Es gibt so viele verschiedene Vorstellungen zu diesem Thema, die ich jetzt auch nicht alle aufzeigen und durchkauen muss. Der Punkt ist, dass wir uns alle weiterentwickelt haben. Mitarbeiter wollen heute ein anderes Arbeitsklima und das ist nicht nur die Generation Y. Es betrifft alle Altersgruppen.

Laut eines Artikels den ich kürzlich las, soll jeder 4. Mitarbeiter auf dem Sprung sein. Das ist eine wirklich große Anzahl. Die Frage die sich hier auftut ist, wird es in einer anderen Firma anders sein? Wird es besser sein? Und wenn ja, wie lange? Hat das jemand der auf dem Sprung ist, in der Hand? Wer kann das steuern?

Sind Sie selbst ein Mitarbeiter oder ein Follower?

Ein Beispiel aus meinem direkten Umfeld.

Ein Freund, ich nennen ihn hier einmal Thomas, war seit ca. 3 Jahren im Vertrieb einer Firma mit 65 Mitarbeitern. Alle Neuen, die nach ihm eingestellt wurden, bekamen bessere Konditionen was Gehalt und einige andere Dinge, wie einen neuen Computer. Es braucht denke ich, keine besondere Erwähnung, dass er und seine schon länger dort arbeitenden Kollegen, unzufrieden wurden. Thomas sprach das bei der Geschäftsführung an.

Alles in allem war das Gespräch sehr positiv. Thomas wurde Verständnis entgegengebracht und die Geschäftsführung sagte zu, sein Gehalt bis zum Zeitpunkt X anzupassen. Außerdem bekam er einen größeren Verantwortungsbereich, der ab sofort gültig wurde.

Dann kam Tag X, dass Versprechen wurde nicht eingelöst, die Gehaltsanpassung fand nicht statt. Der veränderte Aufgabenbereich mit größerer Verantwortung, wuchs sogar noch.

Thomas machte einen weiteren Termin mit der Geschäftsleitung und brachte das Thema erneut vor. Es wurde erneut bedauern ausgesprochen und einige Argumente, die ich hier einmal außen vor lasse. Am Ende des Gespräches wurde ihm erneut versichert, dass er spätestens im dritten Monat nach diesem Gespräch eine Gehaltsanpassung bekäme. Was denken Sie ist passiert? Genau – gar nichts.

In der Zwischenzeit hatten einige Kollegen von Thomas, das Unternehmen bereits verlassen. Die Stimmung schlug auch bei Thomas um und er begann sich ebenfalls nach einem anderen Job um zu schauen. Den fand er auch schnell beim Wettbewerb, zu seinen Konditionen und Bedingungen. Als er seiner noch-Geschäftsführung die Kündigung überreichte, erntete er Unverständnis und Ungläubigkeit.

Mir gegenüber sagte Thomas, dass er das Gefühl hatte, dass seine Chefs ihn gar nicht verstanden hatten. Nicht verstanden warum er ging und auch nicht verstanden, dass Thomas nicht noch ein wenig Geduld aufbrachte. Über das Unverständnis auf Seiten der Geschäftsführung war Thomas relativ fassungslos. Mein persönlicher Eindruck war, dass er regelrecht geschockt von diesem Unverständnis war. Über seine Entscheidung das Unternehmen zu verlassen, war Thomas jedenfalls sehr froh. Ihm war bewusst, das er alles richtig gemacht hatte.

Wort geben, Wort halten

Wird das Wort nicht gehalten, so gibt es Konsequenzen. In diesem Beispiel haben mehrere Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Nach Thomas verließen noch weitere Mitarbeiter das Unternehmen. Jetzt könnte man vermuten, dass das Verhalten, Programm war. Jedoch wenn die neuen Mitarbeiter höhere Gehälter erhalten, ist dass eher unwahrscheinlich.

Eine andere Konsequenz die ich oft mitbekomme, ist eine resignative Haltung, wenn Mitarbeiter bleiben. Wir machen oft Versprechen und aus irgendeinem Grund halten wir dieses Versprechen nicht ein. Häufig bekomme ich das im privaten Kontext mit und immer mehr im Businessumfeld. Hier wirkt ein nicht eingehaltenes Versprechen, wesentlich stärker. Halten Sie Ihr Wort nicht, verlieren Sie Mitarbeiter, so oder so.

Haben Sie Mitarbeiter oder Follower?

Wort geben und Wort halten ist nicht immer einfach. Leider passiert das aber häufiger als wir denken. Wir neigen oft dazu eine Nichteinhaltung erst einmal als nicht so schlimm zu betrachten. Jedoch haben wir diese Nichteinhaltung bei einer Wiederholung, schnell zurück im Blickfeld. Oft ärgern wir uns dann.

Im Job ist uns oft schneller klar, dass eine Konsequenz folgen muss. Allerdings finden sich viele Mitarbeiter damit ab, dass Zusagen oft nicht eingehalten werden. Eine resignative Haltung ist schädlich für Mitarbeiter und das Unternehmen.

Mir kommt es oft vor, dass wir im privaten eher dazu neigen, eine Nichteinhaltung zu verharmlosen. Es gibt natürlich auch hier schnell Steigerungen, jedoch reagieren die wenigsten Menschen so, dass zu einer unzuverlässigen Person, der Kontakt abgebrochen wird. Es wird sich geärgert, der Ärger runter geschluckt und vielleicht wird der Kontakt zu der Person weniger. Zu einem harten Bruch in der Beziehung kommt es eher selten. Es ist eher ein ausschleichen aus einer Beziehung.

Mein Eindruck ist das wir die Türen für Unverbindlichkeit immer weiter öffnen. Das hat auch große Auswirkungen auf unser Verhalten im Business. Diese Entwicklung empfinde ich als Negativ und damit bin ich wie ich vielfach mitbekomme, nicht alleine.

Vereinbarungen

Im Business wirken Vereinbarungen die nicht eingehalten werden, egal, welcher Art, fatal bis Katastrophal. Die Firma die Thomas verlassen hatte, war übrigens zwei Jahre nach seinem Weggehen insolvent. Sicherlich waren mehrere und ganz unterschiedliche Ursachen der Grund dafür, jedoch war diese Unverbindlichkeit der Geschäftsführung im oben beschriebenen Fall, sehr schädlich und sie gefährdeten auch den Ruf des Unternehmens. Die Unverbindlichkeit war nur einer von mehreren kaputten Steinen in der Mauer.

Für alle gilt in diesem Falle, es folgen immer Konsequenzen. Mitarbeiter wissen, dass sie in einem solchen Falle das Unternehmen nur verlassen können. Die andere Konsequenz ist, ein Leben und Arbeiten auf Sparflamme. Sie arbeiten dann nicht mehr mit 100% im Unternehmen, sondern lassen pünktlich die Maus fallen. Überstunden werden auf ein Mindestmaß reduziert, was auch bedeutet, dass ein Unternehmen in schlechten Zeiten, nicht auf diese Mitarbeiter zählen kann.

Ein Unternehmen welches jedoch verbindlich ist, offen kommuniziert und seine Mitarbeiter somit auch respektiert, das hat viel eher, auch zuverlässige und verbindliche Mitarbeiter. Dann haben sie Follower.

Woran erkennen wir den Unterschied?

Die Mitarbeiter sprechen anders über ein Unternehmen und das bekommen auch die Kunden mit. Ein Unternehmen mit einem guten Ruf, ist als Arbeitgeber immens attraktiv und begehrt. Das ist ein fettes Pfund auf dem Plus-Konto.

In einigen Untersuchungen wurde festgestellt, dass auf eine negative Schlagzeile, mindestens zehn positive folgen müssen, um einen Ausgleich herzustellen.

Kennen Sie Unternehmen mit einem hervorragenden Ruf?

Welche Kriterien sind für Sie wichtig? Bitte schreiben Sie unten ins Kommentarfeld.

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